Als Brigitte Slabon vor einigen Jahren über die Berliner Freiwilligenbörse im Roten Rathaus ging, war ihr schnell klar, mit welcher Aufgabe sie ihren Alltag im Ruhestand bereichern möchte. Auf ihrem Gang entlang der vielen Stände blieb sie bei Känguru – hilft und begleitet stehen. Ein ruhiges und informierendes Gespräch konnte sie überzeugen, dass dieses Projekt genau das Richtige für sie ist.
Känguru – hilft und begleitet ist ein Projekt der Diakonie, das ehrenamtliche Pat:innen an Familien mit Babys vermittelt – vor allem dann, wenn der gemeinsame Start ins Leben mit Belastungen und besonderen Herausforderungen verbunden ist. Zwei bis drei Stunden nehmen sich die Pat:innen dann pro Woche Zeit und begleiten die Familien für einige Monate mit Erfahrung, Rat und Tat.
Brigitte Slabon weiß noch genau, wie ihre erste Patenschaft damals, als alle Formalitäten geklärt waren, begann. „Ich habe jetzt eine Familie für Sie“, lautete die Botschaft und dann ging es auch schon los. Beim Kennenlerntermin mit ,ihrer‘ Familie, das im Beisein der Koordinatorin stattfand, hatte sie prompt das 4 Wochen alte Baby einer alleinerziehenden Mutter auf dem Arm, als diese kurz einen Schluck Wasser trinken wollte. „Es passte einfach“, erinnert sich Brigitte Slabon freudestrahlend. Inzwischen unterstützt die gelernte Krankenschwester ihre 10. Familie mit viel Erfahrung und einer besonnenen, positiven Art, mit der sie sich in die immer unterschiedlichen Herausforderungen und Familienkonstellationen einfindet. In den vergangenen Jahren konnte sie so manches unruhige Baby in ihrem Arm beruhigen und durch Kinderbetreuung den Eltern Freiräume für die Partnerschaft oder der Mutter Entspannung ermöglichen. Neben freudigen Anlässen hat sie aber auch schwierige und traurige Momente mit den Familien geteilt. „Das, was ich den sieben Jahren an Strukturen, Familiengeschichten und sozialen Begegnungen erlebt habe – das sind Dinge, die man so im normalen Leben nicht kennenlernen kann“, berichtet sie. Oft gehe es darum, dort zu helfen, wo Startschwierigkeiten mit der Geburt des Kindes auftreten und familiäre Strukturen neu definiert werden müssen.
Bestmöglich unterstützt fühlt sie sich bei diesen Aufgaben durch die Angebote, die Känguru für die ehrenamtlichen Pat:innen bereithält. Neben regelmäßigen Austauschmöglichkeiten mit den hauptamtlichen Koordinator:innen und anderen Ehrenamtlichen gehört auch ein breites Fortbildungsangebot zum Unterstützungsprogramm. „Das geht vom Erste-Hilfe-Kurs für Neugeborene bis zum Kurs für den Umgang mit Schreibabys“, berichtet Brigitte Slabon. Auch während der Pandemie ruhte das Angebot nicht. In Online-Seminaren wurde dann eben ein bisschen improvisiert und aus Reissäcken und Äpfeln zu Übungszwecken eine Babypuppe gebastelt. „Die eine war hübsch und die andere nicht so gelungen“, erzählt Brigitte Slabon lachend.
Trotz der herausfordernden Momente, von denen sie in ihrer Zeit als Familienpatin so einige miterlebt hat, zieht Brigitte Slabon gerade aus dem Kontakt mit den Babys und deren Geschwisterkindern viel Kraft für ihr ehrenamtliches Engagement. „Kinder sind so energiegeladen und ehrlich – für mich ist der Umgang mit ihnen Erholung“, schwärmt sie. Vor allem aber hat sie in all den Jahren erfahren, wie durch das Projekt und ihr Engagement etwas verändert werden kann. „Man ebnet Familien in den ersten Lebensmonaten des Kindes einen nahtlosen Übergang in das Familiengefüge und in die sozialen Strukturen, damit sie in der Gesellschaft ihren Platz finden können.“ Für sich selbst hat sie den Wunsch, so lange wie möglich weiter dazu beitragen zu können.
Herzlichen Dank für das Engagement, Brigitte Slabon!
IW- Oktober 2023