Nur wenige hundert Meter vom Berliner Hauptbahnhof entfernt ist das HausKunstMitte (HKM) zu finden – ein Ort, an dem es viel Platz für nationale und internationale Gegenwartskunst gibt. Damit das Haus, das keine staatlichen Förderungen erhält, an fünf Tagen pro Woche seine Türen für Besucher:innen öffnen kann, sind ehrenamtliche Unterstützer:innen unabdingbar. Seit einem Jahr gehört zu dem kleinen Team der Freiwilligen auch Brigitte Basler, die vom Besucherservice über das Akquirieren weiterer Freiwilliger bis hin zu Aufsichten in Ausstellungsräumen alles tut, wo „Not an Frau“ ist, wie sie sagt. „Wenn man in einem eher kleinen Team arbeitet, dann nimmt man auch den Besen in die Hand, wäscht Geschirr ab und steht hinter der Bar. Jeder macht hier alles und keiner ist sich für irgendwas zu schade“, erzählt sie.
Zu ihrem Engagement im HKM ist Brigitte Basler gekommen, als sie vor einem Jahr aus der Schweiz nach Berlin umzog. Zum einen verschaffte ihr der Beginn ihrer Altersteilzeit die nötige Zeit dafür und zum anderen erkannte sie, dass das Engagieren auch eine Mittel zum Integrieren sein kann. „Ich habe in diesem Jahr so viele Menschen kennengelernt, wie sonst in 15 Jahren“, ergänzt sie lachend. Vor allem das Berliner Kulturleben hat es ihr angetan und so ist das HKM nicht das einzige Projekt, in dem Brigitte Basler ihr Organisationstalent, ihre Überzeugungskraft und ihren Enthusiasmus für die Sache versprüht. In Pankow setzte sie sich beispielsweise für die Kleinkunstbühne Zimmer 16 ein, als es Umbrüche im dahinterstehenden gemeinnützigen Verein gab und sie Szenarien entwickelte, die letztlich eine Fortsetzung der Vereinsarbeit ermöglichten. Seit einigen Monaten ist sie außerdem für die Orchestra und Choral Society (ORSO) aktiv, eine gemeinnützige Kulturinstitution, die projektweise Musiker:innen zusammenbringt. „Ich war bei einem Konzert und als verkündet wurde, dass sie bankrott sind, habe ich überlegt, wie ich helfen kann“, erzählt Brigitte Basler.
Nur kurze Zeit später unterstützte sie das Orchestermanagement, motiviert von der ganz besonderen Euphorie, die sie bei dieser Art der Umsetzung von Klassischer Musik erlebt hat. Und dann ist da noch ihre Arbeit für das Unionhilfswerk. Zum einen schreibt sie Beiträge für die SpätLese, eine Zeitschrift, die sich an Bewohner:innen der Hilfswerk-Pflegewohnheime sowie Angehörige und Mitarbeitende richtet. Daneben ist sie Teil des Teams, das sich im Unionhilfswerk dem Freiwilligenmanagement widmet und in dem sie potenzielle Engagierte aufzuspüren und ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechend einzubinden versucht.
Gerade die Vielfalt der verschiedenen Tätigkeiten und Personenkreise, denen Brigitte Basler bei der Ausübung ihrer Ehrenämter begegnet, empfindet sie als bereichernd und so stecke in jedem Projekt ein besonderer Teil ihres Herzblutes, wie sie bekräftigt. Spürbar wird neben ihrem Herzblut auch, mit welcher Selbstverständlichkeit sie ihr Engagement lebt. „Ich habe das von meinen Eltern so kennengelernt. Auch wenn man wenig hat, kann man geben und wenn man nichts Materielles geben kann, spendet man eben Zeit“, sagt sie. Die vielen Erfahrungen, die sie dabei seit ihrer Jugend gemacht hat und die ihr gerade im jungen Erwachsenenalter manchmal auch sehr viel Selbstüberwindung abverlangten, empfindet sie rückblickend als wertvoll für das Finden ihrer eigenen Wege und Passionen.
„Für mich war die Freiwilligenarbeit auch immer eine Art Schnuppern in fremde Berufswelten“, resümiert sie. Unter anderem entdeckte Brigitte Basler, wie sehr es sie erfüllt, Menschen in ihren Potenzialen zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, den für sie richtigen Platz zu finden. Sie wurde Arbeitspsychologin und hat vor 10 Jahren in der Schweiz ein Mentoringprogramm für Stellensuchende ab 50 Jahren ins Leben gerufen, dem sie auch heute noch stundenweise die Treue hält. „Auch wenn ich immer viel arbeiten musste, fühle ich mich privilegiert und der Zivilgesellschaft gegenüber verpflichtet – vielleicht für eine bessere Gesellschaft“, erklärt sie und bekräftigt noch einmal, mit welchen Bereicherungen ehrenamtliches Engagement verbunden sein kann: „Man macht längst nicht nur für die anderen etwas, sondern auch für sich selbst. Ehrenamtliches Engagement bedeutet, dass man mit sich selbst in Kontakt kommt; dass man seine eigenen Fähigkeiten findet und dass man Demut findet vor dem, was man verändern kann.“
Herzlichen Dank für Ihr Engagement, Brigitte Basler!
I.W. – 27. Juni 2024